Was tun gegen schrankenlosen Konsum?
Beinahe jeden Tag berichten die Medien über alkoholisierte Lenker, Gewalt – gleich daneben findet man Berichte über jugendliche „Komasäufer“. Einer dieser Jugendlichen meinte: „Solang mei Papa nach jedem Wirtshausbesuch b'soffen ins Auto steigt, braucht er mir net sagen, i soll net trinken.“
Wo liegen die Ursachen für übermäßiges Trinken? Kann und soll man „von außen“ Änderungen im Trinkverhalten Erwachsener und Jugendlicher bewirken (durch Kampagnen, Aufklärungsarbeit, Aktionen,
etc)?
Und wenn ja, was? Der „Tipp“ befragte diesmal Leser in Steyrermühl (in einem Gasthaus) dazu – und auch zu ihren eigenen Gewohnheiten.
Ich glaube, das Um und Auf ist die Erziehung. Wenn die versagt, ist dieGefahr für die Jugendlichen groß. Leider haben viele Eltern heute zuwenig Zeit für die Kinder, wegen immer längerer Öffnungszeiten und Mehrfachjobs beispielsweise. Aus Langeweile gehen die Jugendlichen viel fort, und dann reicht ein falscher Freundeskreis. Man muss einfach viel mit den Kindern reden. Viele denken ja gar nicht so weit, sind sich der Folgen nicht bewusst, wenn sie etwa alkoholisiert einen Unfall verursachen! Disco-Busse oder jetzt im Fasching auch die Ball-Busse, die es vielerorts gibt, sind vielleicht eine Möglichkeit, die Leute davon abzuhalten, betrunken in ein Auto zu steigen. Bei uns haltenwir es so, dass halt ich fahre,wenn mein Mann ein Glaserl zuviel hat. Ich glaube, Frauen sind da generell etwas vorsichtiger.
Ich selber trinke auch ganz gern mal ein Glaserl, aber wenn ich Auto fahren muss, trinke ich keinen Tropfen. Mit den Jugendlichen ist es sicher ein Problem. Einige wurden leider erst durch die häufigen Berichte über das „Komasaufen“ neugierig und haben es erst recht probiert. Vielen Jugendlichen ist einfach fad, weil sie in ihrer Freizeit nichts Aufregendes erleben können/dürfen, wie wir in unserer Jugend etwa beim Zelten, Spielen in der Natur usw. Ich denke, es liegt auch viel an den Eltern. Vertrauen ist die wichtigste Basis. Und es gehört den Jugendlichen auch drastisch vor Augen geführt, was alles passieren kann.
Tja, wenn ich an unsere Jugend zurückdenke..., auch wir haben öfter mal einen über den Durst getrunken. Man wollte sich halt endlich „erwachsen“ fühlen. Allerdings war bei uns das Ausmaß wesentlich geringer! Heute ist einfach alles viel extremer, auch beim Genuss von Alkohol oder Drogen. Vielleicht sind die Jugendlichen überfordert mit Problemem am Arbeitsplatz oder in der Schule? Erst wenn man Familie hat und das Verantwortungsbewusstsein steigt, dann denkt man auch an die Folgen. Heute darf ich gesundheitsbedingt sowieso keinen Alkohol mehr trinken, aber als ich noch durfte, ließ ich dann meine Frau fahren, die nichts trinkt.
Grundsätzlich sollte jeder Mensch selbst wissen, was er tut und was er verantworten kann. Ich glaube, Kampagnen oder öffentliche Diskussionen bringen nicht wirklich etwas, denn es sind meist ohnehin die Unbelehrbaren, die immerwieder alkoholisiert mit dem Auto fahren. Ich glaube, dass viele Menschen – mich nicht ausgenommen – schon gelegentlich einmal mit mehr als 0,5 Promille ins Auto gestiegen sind, obwohl es ja alle wissen, dass es nicht erlaubt ist. Wirklich verhindern kann man das in den meisten Fällen nur mit rigorosen Kontrollen und empfindlichen Strafen.
Bei der Jugend werden Kampagnen wohl nicht viel bringen. Da hängt dasVerhalten sehr viel von der Erziehung und vom Freundeskreis ab. Manchmal ist der Gruppenzwang einfach so stark, dass auch Jugendliche, die eigentlich nichts trinken wollen, fast dazu gezwungen werden. Da ich im Gastgewerbe arbeite, sehe ich aber, dass es vielfach auch oft Ältere sind, die ohne nachzudenken alkoholisiert ins Auto steigen. Die sind dann auch nicht einsichtig. Wenn ich sie als Angestellte vorsichtig drauf aufmerksam mache, dass es g’scheiter wäre, das Auto stehen zu lassen, muss ich mir schon mal anhören, dass mich das nichts angehe. Und hinterher heißt’s dann wieder, die Wirte seien schuld ... Ich selber habe als Jugendliche auch öfter mal getrunken, muss ich zugeben. Aber seit ich den Führerschein habe, verzichte ich beim Fahren auf jeden Tropfen Alkohol. Da möchte ich nichts riskieren!
Das Problem, speziell bei den Jugendlichen, kann man wohl nur in der Familie in den Griff kriegen. Der Rückhalt und die Erziehung sind einfach das Wichtigste. Wenn es da schon nicht stimmt, können Kampagnen auch nichts mehr bewirken. Was bei uns sicherlich auch ein Problem ist, ist der eher sorglose Umgang mit Alkoholausschank an Jugendliche. Ich bin beruflich viel in Amerika. Dort gibt es das nicht. Die Wirte sind zu strengster Ausweiskontrolle verpflichtet, weil sie sonst schwer bestraft würden. Da passiert es, dass sogar ich – obwohl ich garantiert nicht wie „unter 21“ aussehe – nach dem Ausweis gefragt werde. Daher kommen Jugendliche dort kaum an Alkohol. Ein Problem mag auch sein, dass es bei uns zu wenige Taxis gibt. Da steigen sicherlich viele – auch Erwachsene – ins Auto ein, obwohl sie eigentlich nicht mehr fahrtüchtig wären. Ich selber halte es so, dass meine Frau fährt, speziell auf weiteren Strecken, wenn ich selber nicht mehr unter der erlaubten Promillegrenze bin. Wir sind auf den Führerschein angewiesen, und man riskiert einfach zuviel.