Genau in der Mitte zwischen Kirchham und Vorchdorf steht in einer Wiese neben der Straße ein Stadel. Ist gestanden. Was strenge Winter, heiße Sommer und nasse Herbstwochen im Laufe vieler Jahrzehnte nicht geschafft hatten, war für die „Emma“ im Februar ein Kinderspiel. Sie legte ihn flach, unseren Stadel, und zwar so gründlich, dass an ein Wiederaufstellen nicht zu denken war. Nun ist die Stadelwiese eine ganz normale Wiese, wie viele andere auch. Man fährt mit dem Auto oder dem Fahrrad an ihr vorbei, denkt sich nichts, und erst wenn man sie hinter sich gelassen hat, fällt einem vielleicht auf, dass etwas anders geworden ist...
Der Stadel ist nicht mehr da!
Wie ein Symbol des Widerstandes behauptete er seinen Platz, neigte sich in den letzten Jahren immer mehr zur Seite, blieb aber stehen. Freilich stützte er sich schon fest auf einen kräftigen Hollerstrauch und selbst dass man ihm nach dem Sturm „Kyrill“ die Dachziegel nahm, schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Aber dann kam „Emma“, und jetzt ist es vorbei. Die eingeschnitzte Jahreszahl 1934 wurde auf einem seiner Bretter gefunden. Spätestens seit damals war er ein verlässlicher Gehilfe der Heimkehrenden, wenn er im dichten Herbstnebel auf der linken Straßenseite auftauchte. „Jetzt musst du abbiegen“ rief er, oder „nur noch drei Kilometer bis zum Schloss Hochhaus!“
Wie oft werden wir uns im nächsten Herbst verirren, nur weil wir die Abzweigung verpasst haben? Ein kleiner Trost bleibt uns: Der Stadel wird weiterleben! Etliche Menschen, darunter auch der Schreiber dieser Zeilen, haben gespürt, dass es mit dem Weggefährten zu Ende geht. Sie haben ihn noch einmal fotografiert und sie haben einzelne alte Bretter mit nach Hause genommen. Und dort entstehen daraus in den nächsten Monaten viele neue kleine oder größere Stadel für die Weihnachtskrippe.
Gibt es ein schöneres Ende?
bingo
Der Stadel
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