Das abstrakte Wort Integration wird derzeit in Vorchdorf gelebt.
Aus dem anfänglichen vorsichtigen Herantasten von Menschen, die einander nicht kannten, ist mittlerweile ein herzliches Miteinander geworden. „Ich freue mich jedes Mal, wenn wir einander treffen“, sagt Pinar Hüyük. Die 22-jährige Muslimin besuchte gemeinsam mit ihren Eltern das zweite Treffen der Agenda-21-Gruppe „Miteinander, Soziales und Integration“. 16 Vorchdorfer diskutierten nicht nur was Integration eigentlich ist, sondern überlegten sich auch Projekte, die Vorchdorfer über religiöse oder kulturelle Grenzen hinweg, einander näher bringen können.
Die Teilnehmer der bunten Gruppe sind nicht nur gebürtige Vorchdorfer. Sie haben türkischen Hintergrund oder sind vor Jahren der Liebe wegen von Ungarn oder Polen ins Salzkammergut gezogen. „Erst wenn man sich gemeinsam an einen Tisch setzt, merkt man welche Qualitäten und Talente die verschiedenen Menschen mit ihren unterschiedlichen Kulturen in die Gemeinschaft einbringen können“, sagt Gerhard Fischer.
Viel Gesprächsstoff
Dass bei den Vorchdorfern durchaus Interesse am Gegenüber besteht wurde schon beim ersten Treffen der Gruppe klar. Fragen über die islamische Religion und muslimische Bräuche konnten direkt an Mitbürger, deren Wurzeln in der Türkei liegen, gestellt werden. Es waren Fragen, die einen zwar schon länger interessieren, bisher aber noch nicht gestellt wurden. Alleine durch die gegründete Gruppe wurden schon neue Bekanntschaften geschlossen. „Wenn ich jetzt Einkaufen gehe oder im Dorf unterwegs bin, treffe ich hin und wieder Ahmet. Heute grüßen wir einander und wechseln ein paar Worte, früher hab ich ihn nicht einmal gekannt“, so Fischer und weiter, „so werden aus Fremden Freunde.“
Nicht nur diese kleinen Erfolge lassen die Agenda-21-Gruppe an Integration glauben. „Wir wollen Grenzen erkennen, sie aufweichen und überwinden“, erklärt Franziska Sperer. Ideen, wie das möglich gemacht wird hat die Agenda-21-Gruppe, die gemeinsam mit anderen Gruppen überparteilich an einer nachhaltigen Entwicklung für Vorchdorf arbeitet, bereits.
Projektwerkstatt: Ideen auf Schiene bringen
So soll ein internationales Menü bei einem Kochtreffen aufgetischt werden. Ob türkische Spezialitäten, deftiges aus Ungarn oder Süßes aus Österreich – miteinander Kochen und Essen erzeugt nicht nur Gemeinschaft. So ganz nebenbei lernt man auch neue Lebensmittel und Gerichte kennen. Das ist nur eines von sieben Projekten, das am 19. Mai 2009 um 19 Uhr in der ersten Agenda 21 Projektwerkstatt im Gasthaus Ziegelböck auf Schiene gebracht werden soll. Auch in anderen Themenkreisen, wie Energie und Umwelt, Ortsentwicklung sowie Gastronomie und Genuss werden konkrete Projekte gestartet. Ziel ist es, aus der gut 8.000 Einwohner Gemeinde Vorchdorf, ein noch lebenswerteres Zuhause zu gestalten.
Alle Vorchdorfer sind eingeladen, am 19. Mai 2009 um 19 Uhr im Gasthaus Ziegelböck, ihre Tatkraft in die Agenda 21 Projektwerkstatt einzubringen.
Am Foto: Kulinarisches Crossover - Türkische Yaprak Sarma (gefüllte Weinblätter) und Icli Köfte (Fleischlaibchen) mit süßer Nachspeise aus Österreich. Franziska Sperer (v. l.), Gertrude Erl, Nahide Sarlak, Pinar Hüyük, Semiha Tamer und Selma Arikan mit Tochter Lara haben bereits Grenzen mit einem Lachen überwunden.
Text & Fotos: Nicole Erl