Es war überflüssig, sich eine geistreiche Ansage vor Sigi Zimmerschieds Auftritt einfallen zu lassen – nicht nur, weil er keine wollte, sondern weil die sowieso keiner im Gedächtnis behalten hätte, bis der Kabarettist an diesem Abend fertig war. Denn Zimmerschied ist einer der wenigen der Branche, die ihr Geschäft noch mit einer solchen geradezu körperlich spürbaren Leidenschaft betreiben und dabei tatsächlich etwas zu sagen haben, dass einem Hören und Sehen – nein, nicht vergeht, sondern gerade erst richtig aufgeht.
Dabei weiß der Passauer als gelernter Ministrant aber auch genau, wie ein Hochamt zelebriert wird. Und nichts sonst ist gutes Kabarett: ein Hochamt im Zerfetzen von Zuständen, die nichts Anderes verdient haben. Das wird kurioserweise erst dadurch möglich, dass diese aktenkundig gewordenen Zustände dem Zerfetzen durch den Reißwolf eben entrissen werden. Wer das nicht erlebt hat, dem kann man es nicht wirklich schildern – nur soviel: Endlich wieder eine Satire, die die Realität übertrifft!
Text: Michael Praschma
Fotos: Karl Windischbauer
Sigi Zimmerschieds Reißwolf
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