Am Anfang gab‘s ein Klavier und ein paar Schallplatten

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Jörg Piesch im Interview anlässlich 25 Jahre Musikmittelschule

Sieben Jahre war Jörg Piesch bereits Junglehrer in Sachen Musik gewesen, als er sich Ende der 1980er eine Auszeit nahm – und nach Niedersachsen ging, um evangelische Theologie zu studieren. Doch aus dem angestrebten Pastorenamt sollte nichts werden. „Mitten im Studium habe ich einen Brief von Hauptschuldirektor Waldemar Huber bekommen“, erinnert sich Piesch, „ob ich Zeit für ein Gespräch hätte, denn er brauche mich in Vorchdorf.“ Bei der Unterredung in den Weihnachtsferien lud Huber seinen jungen Kollegen ein, als Koordinator einen Musikschwerpunkt an der Hauptschule zu etablieren. „Das war meine Berufung“, sagt Piesch rückblickend. Und eine große Aufgabe: „Wir haben 1990 mit bescheidenen Mitteln angefangen – es gab ein Klavier und ein paar Schallplatten, das war‘s.“

Ein musikalisches Drittel

Doch der Idealismus und das Engagement nicht nur der Musiklehrer glichen das anfängliche Manko aus. Schnell entwickelte die erste Musikhauptschule im Bezirk eine Anziehungskraft, die über Vorchdorf hinaus reichte. „Der Musikschwerpunkt hat das Kollegium und die Schüler verändert“, bestätigt auch Schulleiterin Helga Berndorfer, „die Kreativität und der Zusammenhalt, die Herzlichkeit, die Leichtigkeit und die Flexibilität wird vom gesamten Kollegium gelebt.“ 

Jubiläumskonzert am Do. 26. November

Mehr als 600 Absolventen hat die Schule in ihrem ersten Vierteljahrhundert inzwischen ins Leben entlassen. Mehr als ein Drittel von ihnen ist der Musik auf die eine und andere Weise treu geblieben, schätzt Piesch. Sei es als Mitglied der Markt- oder der Siebenbürgermusik, eines Chors oder einer Band. „Viele haben auch einen musischen Beruf wie Grafiker oder Designer ergriffen“, weiß Piesch.  Viele „Ehemalige“ kehren immer wieder an die Schule zurück und beteiligen sich an Festkonzerten. So ist es auch beim diesjährigen Jubiläumsfestkonzert am Donnerstag, 26. November um 19 Uhr in der Sporthalle. „In diese Aufführungen haben wir immer viel investiert“, sagt Piesch, „wir haben im Lauf von 25 Jahren kein einziges Programm zweimal gemacht.“

Keine Mozart-Zucht

Neben der Herausforderung, musikalisch immer am Puls der Zeit bleiben zu müssen, freut sich der langgediente Musikpädagoge vor allem über das Ineinandergreifen der persönlichen und der musikalischen Entwicklung seiner Schützlinge: „Am schönsten ist es, wenn ein schüchternes Kind beim Spielen aufzublühen und aus sich herauszugehen  beginnt.“ 

Darum sei es auch von Anfang an gegangen: um Entfaltung und Kommunikation durch Musik. Nicht darum, „viele kleine Mozarts heranzuzüchten.“

Dass Unterricht und Musizieren heute nicht schwerer fallen als anno 1990, sondern viel leichter, liegt an der besseren Ausstattung und der technischen Entwicklung: „Die Schüler leben mit YouTube. Wenn sie Vorschläge für ein neues Lied machen, hören wir uns das gemeinsam im Internet an und studieren es mit Noten ebenfalls aus dem Netz ein“, freut sich Piesch, der selbst privat gerade Jazzimprovisation am Saxofon studiert.

Interview: Florian Sedmak / Titelfoto: vorchdorfmedia
Schulfotos: NMS Vorchdorf - Jörg Piesch 

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