Gemeinde beschloss Ankauf der Kitzmantel-Villa (Stenz-Villa) in der Bahnhofstraße
Die Marktgemeinde Vorchdorf nutzte die Chance und entschied sich für den Ankauf der sogenannten „Stenz-Villa“ samt Liegenschaft zum Kaufpreis von 1,1 Mio. Euro in der Bahnhofstraße. Den Beschluss dafür fasste der Gemeinderat in seiner Sitzung am 27. September 2022. Das Gebäude ist in der Liste der denkmalgeschützten Objekte in Vorchdorf geführt und verkörpert die Jugendstil-Architektur der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts.
Die Villa befindet sich direkt neben der Kitzmantelfabrik. Künftig soll das Erdgeschoß für Veranstaltungszwecke genutzt werden, das Obergeschoß bleibt weiterhin vermietet. Die grünen Stahl-Lärmschutzwände zur Bahnhofstraße und gegenüber der Kitzmantelfabrik werden im ersten Schritt entfernt. Damit erfährt die Bahnhofstraße sowie das Veranstaltungshaus Kitzmantelfabrik eine wesentliche Aufwertung. Darüber hinaus könnte bei Bedarf eine zusätzliche Parkplatzfläche entstehen, sollte dies notwendig werden. Es sind keine baulichen Veränderungen an der Villa geplant.
Jugendstil-Bau mit viel Vorchdorfer Geschichte
Die Villa mit der Adresse Bahnhofstraße 13 wurde im Jahr 1915 fertig gestellt und war einst Wohnsitz des Schuhfabrikanten Cajetan Kitzmantel (1881 – 1968). Dieser hatte die angrenzende Kitzmantelfabrik bereits 1865 angekauft und im Jahr 1913 weitere Grundstücke in diesem Bereich erworben. Vor dem 1. Weltkrieg erfolgte der Baustart der Villa und ein Ausbau der Lederfabrik mit „ganz gewaltigen Umrissen“. Die älteste Tochter des Industriellen, Angela Kitzmantel, lernte während des 2. Weltkriegs ihren Mann Walter Stenz, einen gebürtigen Berliner, in der Schweiz kennen. Mit der Heirat nahm sie den Namen Stenz an. Als das Ehepaar in den 1940er-Jahren nach Vorchdorf umsiedelte, bezog es die elterliche Kitzmantel-Villa. Das Haus in der Architektur der Jugendstil-Epoche trug seither den Namen „Stenz-Villa“, historisch gesehen wäre jedoch die Bezeichnung Kitzmantel-Villa richtig.
Zeitzeugin erinnert sich
Die Tochter von Angela Stenz ist Helena Ahrer (geb. Stenz 1943). Sie erinnert sich an ihre Kindheit in der Stenz-Villa. Besonders sind ihr noch die Hirschgeweihe im Treppenhaus und die Kachelöfen im Gedächtnis. Damals war die Großfamilie im Haus untergebracht. Es gab zwei Angestellte für Haushalt und Garten und zu Mittag wurde gemeinsam an einem großen Tisch gegessen. In den 1950er-Jahren zog Helena Ahrer dann um. Der letzte Besitzer aus der Kitzmantel-Dynastie war ihr Bruder Herbert Stenz (1942-2011). Er verkaufte im Jahre 2008 die Kitzmantel-Villa und verbrachte seine letzten Lebensjahre in Bad Wimsbach.
Gemeinde-Investion für Zukunft
Mit dem Erwerb der Villa nutzte die Marktgemeinde Vorchdorf nun die Gunst der Stunde. Eine nachhaltige Finanzpolitik (es ist kein Darlehen notwendig) sowie der politische Rückhalt aller Fraktionen ermöglichte den fast einstimmigen Beschluss im Vorchdorfer Gemeinderat für den Kaufvertrag. Die neuen Besitzverhältnisse erlauben es, den Bereich zur Bahnhofstraße zu öffnen und das Gelände sowie das Haus für den Veranstaltungsbetrieb zu nutzen.
Text: vorchdorfmedia / Quellen: Gemeinderat v. 27.09.2022, Heimatverein Vorchdorf, Georg Breckner, Helena Ahrer und Rudolf Hüttner
Titelbild: Noch ist die Villa hinter grünen Lärmschutz-Wänden versteckt, künftig wird die Sicht frei auf das Gelände vor der Kitzmantelfabrik.
Bild 2 (Heimatverein): Rohbau der Kitzmantel-Villa aus dem Jahre 1914.