Vorchdorf will bis 2027 beim Strom zu 100 % unabhängig werden

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Almtalgemeinde auf Überholspur bei der Energiewende

Die Marktgemeinde Vorchdorf bleibt Vorreiter in Sachen Energiesparen und Nachhaltigkeit. Der Gemeinderat bekannte sich am 7. Februar 2023 zu dem Ziel, noch in dieser Legislaturperiode, eine bilanzielle Unabhängigkeit vom Strommarkt zu erreichen. In anderen Worten: bis 2027 möchte die Gemeinde ihren gesamten Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken. 

Aktuell – mit Stand Februar 2023 – werden etwa 230 MWh in der Anlage des  Blockheizkraftwerks in der Feldhamer Kläranlage mittels Biogas erzeugt. Weitere 200 MWh kommen von gemeindeeigenen PV-Anlagen. Das macht bereits 430 MWh, die pro Jahr erzeugt werden. Ausgehend von einem Gesamtstrombedarf von 1100 MWh pro Jahr müssten also noch PV-Anlagen mit einem Umfang von rund 700 kWp dazukommen. Die Gemeindevertreter sind sich einig: das Ziel ist ambitioniert, aber machbar. Vorchdorf hat die notwendige finanzielle Kraft dafür und zeigt gleichzeitig den politischen Willen, dieses ökologische Gesamtziel zu erreichen. 

Vorchdorf auf Überholspur

In der „mission2030“ hat sich die österreichische Bundesregierung zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 Strom in dem Ausmaß zu erzeugen, dass der nationale Gesamtstromverbrauch zu 100 % (national bilanziell) aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt ist. Die Gemeinde Vorchdorf setzt mit dem Grundsatzbeschluss ein Signal und will das Ziel schon früher erreichen. Mit ihrer Größenordnung (etwa 8000 Einwohner, 1100 MWh/Jahr Verbrauch und hohe regionale Bedeutung) ist Vorchdorf ganz vorne im oberösterreichischen Spitzenfeld dabei.  

Erfolgte Projekte auf Basis des EGEM-Konzeptes

In der Vergangenheit ist schon einiges geschehen. 2012 wurde ein kommunales Energiekonzept (EGEM-Konzept) erstellt, das eine wichtige Basis für weitere Arbeit im Energiebereich darstellte. Fünf Jahre später wurde es evaluiert und in aktualisierter Form vom Gemeinderat beschlossen. 

Das Schulzentrum erhielt eine moderne energieeffiziente Heizzentrale. Durch diverse Maßnahmen wurden seit 2012 ein Fünftel des Stromverbrauchs eingespart. Dank einer Kombination aus Pumpenoptimierung und eigener PV-Anlage verbraucht das Vorchdorfer Freibad 2/3 weniger Strom. Die Straßenbeleuchtung wurde ab 2016 kontinuierlich auf LED-Technologie umgestellt, was wiederum Einsparungen in der Höhe von 60 % bzw. 100.000 kWh brachte. Die vielen Einzelmaßnahmen machten sich bereits im Budget bezahlt und wurden nicht zuletzt 2019 mit dem Energiesparpreis von Land OÖ und Energiesparverband belohnt. 

Am Weg zur Unabhängigkeit 

Künftig sollen weitere größere PV-Projekte auf den Dächern von Gemeindebetrieben und -einrichtungen entstehen. Ein statisches Gutachten bescheinigt z.B. der Kitzmantelfabrik (Ausbaustufe III – Museum) die Tragfähigkeit einer 50 kWp-Anlage. Auch das Dach der Vorchdorfer Sporthalle wurde von einem Sachverständigen begutachtet und die Installation einer 200 kWp-Anlage wäre möglich. Darüber hinaus werden Dachflächen bestehender und künftiger Gebäude evaluiert. Begleitet wird die Marktgemeinde Vorchdorf von der Klima- und Energiemodellregion Traunstein. KEM-Manager Ing. Christian Hummelbrunner, selbst Vorchdorfer, ist optimistisch, dass das Ziel der 700.000 kWh bis 2027 erreicht werden kann. Er gibt jedoch auch zu bedenken, dass möglicherweise nicht jeder Standort für ein größeres PV-Projekte optimal ist. Einflussfaktoren sind bereits realisierte Anlagen in der Umgebung sowie die Nähe zu einem Trafo. Gleichzeitig entstehen mit dem Konzept der erneuerbaren Energiegemeinschaften Synergiepotenziale, die es zu nutzen gilt. 

Die Rechnung sollte sich ausgehen

Rein rechnerisch dürfte die Investition ein Gewinn werden. Geht man von derzeitigen Stromkosten in der Höhe von € 157.000,- (Quelle Voranschlag 2023) und von einem PV-Strom-Eigenverbrauch von 75 % aus, dann beträgt die Ersparnis pro Jahr 117.000 Euro. Momentan wird das 700 MWh-Vorhaben auf eine Investitionssumme von rund 1 Mio Euro geschätzt, was eine Amortisation von 8,5 Jahren entspricht. Ertragsanteile durch die Einspeisung von überschüssigen PV-Strom in das öffentliche Netz bzw. in Energiegemeinschaften dürften diese Rechnung noch weiter aufbessern. 

 

Weiterführende Vorchdorf-Links:

 

Text: vorchdorfmedia, KEM Traunstein - Quellen: GR-Sitzung 7.2.2023, Voranschlag 2023 Marktgemeinde Vorchdorf

Kategorie
Gemeinde